Frauen

Frauen/Film – zu Studienzeiten dachte man bei diesem Wortpaar neben verdienten Vertreterinnen des Neuen Deutschen Films wie Margarethe von Trotta oder Helma Sanders-Brahms automatisch an die damals aktuellen, frechen, das gängige Frauenbild oft humorvoll in Frage stellende Filme wie DIE JUNGFRAUENMASCHINE (BRD 1988, R: Monika Treut), I’VE HEARD THE MERMAIDS SINGING (CA 1987, R: Patricia Rozema) oder auch frech-komödiantische Werke wie BRENNENDE BETTEN (BRD 1988, R: Pia Frankenberg). Wild diskutiert wurden seinerzeit auch die extrem herausfordernden künstlerischen Videoarbeiten von Valie Export oder herausragende Filme des Film noir, die mit ihren starken Frauenfiguren zumindest so etwas wie eine Basis boten für das, was und wie von Frauen bestimmte Filme sein könnten. Und:  wie Frauen in diesen Filmen sein könnten.

30 Jahre sind seither vergangen und es hat sich unglaublich viel getan. Längst gibt es einen ganzen Kanon von Filmen aus den zurückliegenden Jahrzehnten, die großartige Regisseurinnen wie – um nur einige zu nennen – Sofia Coppola, Lynne Ramsay, Małgorzata Szumowska, Kelly Reichardt oder Greta Gerwig vorgelegt haben. Ganz zu schweigen von den unzählbaren Filmen mit Frauenfiguren, die etwas hermachen. Ich weiß, ich mache mir damit Feinde, aber ich nenne jetzt mal mit einem Augenzwinkern: Cate Blanchett als Elfenkönigin Galadriel, Tilda Swinton als Vampir Eve, Judi Dench als „M“ oder Emma Thompson als Shakespeares Beatrice, und nicht zu vergessen: Angelina Jolie als Lara Croft.

Es hat sich unglaublich viel getan und doch befinden wir uns im Jahr 1 nach #MeToo und im Jahr 1 nach: Kaum Regisseur/innen im Aufgebot der Filmfestspiele von Cannes! (Als ob es anderswo viel besser aussähe).

Frauen werden im Filmgeschäft auf breiter Front sexuell genötigt, um sie gefügig zu machen. Und: Viel zu wenige Frauen nehmen Platz an der Kamera und auf dem Regiestuhl. Fakt, Mr. President!

Das Begriffspaar Frauen/Film ist daher auch fast 50 Jahre nach dem Aufbruch der Neuen Frauenbewegung durchaus ein Thema, das man nicht mit einem Schulterzucken abtun kann. Gut, dass es jetzt in Frankfurt mit dem neuen Festival „Remake – Frankfurter Frauen Film Tage“ vom 2. bis 11. November Gelegenheit gibt, sich dem Gegenstand „Frauen und Film“ zu widmen. Das Festival bietet Filme zur Frauenbewegung im 20. Jahrhundert, vom Kampf um das Wahlrecht bis zur Neuen Frauenbewegung in den 1970er Jahren.

Außerdem stellt es das Werk der Frankfurter Filmemacherin Recha Jungmann vor und blickt zurück auf das erste europäische Frauenfilmfestival, Women’s Event 1972, das in Edinburgh aus der Taufe gehoben wurde. Zu sehen ist das alles an verschiedenen Spielorten in Frankfurt, unter anderem im Deutschen Filminstitut & Filmmuseum, in dessen Kino das Festival am Freitag, 2. November, um 20 Uhr eröffnet.

Das gesamte Programm unter: remake-festival.de

Von Frauke Haß

Ältere Filmblogs