Queer im DFF – Programmempfehlungen im Mai 2024

Im Mai wartet das DFF-Kino mit einem besonderen Highlight auf: In der begleitenden Filmreihe zur Sonderausstellung LICHTSPIELPLATZ zeigen wir alle Regiearbeiten der international gefeierten lesbischen Regisseurin und Drehbuchautorin Céline Sciamma, deren Filme mit explizit weiblichem Blick spannend vielfältig und in ihrem Fokus auf Unterrepräsentierte immer auch universell sind. Außerdem zeigen wir in der KinderkinoFilmreihe den Animationsfilm MA VIE DE COURGETTE (MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI) von Claude Barras, zu dem Sciamma das mehrfach preisgekrönte Drehbuch geschrieben hat. Allen Fans von Sciamma und solchen, die es sicher werden, wenn sie ihre Filme sehen, legen wir gerne ein Interview aus dem Jahr 2019 beim BFI London Film Festival ans Herz.

Im DFF Kino

Mittwoch, 1.5. | 20:30
Donnerstag, 9.5 | 18:00 Uhr
PETITE MAMAN
Filmreihe LICHTSPIEL – Hommage Céline Sciamma

Frankreich/Belgien 2020. R: Céline Sciamma. D: Joséphine Sanz, Gabrielle Sanz, Nina Meurisse. 73 Min. DCP. Französisch mit deutschen Untertiteln

Die achtjährige Nelly reist gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Vater aufs Land. Ihre Eltern müssen dort das Haus der kürzlich verstorbenen Großmutter ausräumen und Nelly zieht sich immer wieder zum Spielen in den nahegelegenen Wald zurück. Während ihre Mutter von dem Verlust schwer getroffen ist und eines Tages unvermittelt abreist, lernt Nelly ein gleichaltriges Mädchen kennen, das ihr bald schon sehr vertraut wird.- Der britische Filmkritiker Mark Kermode schrieb im Guardian:  “Mit ‘Petite Maman’ erweist sich Sciamma als Meisterin der modernen Fabel und zaubert ein familienfreundliches Kunstwerk auf die Leinwand, das direkt auf meine Liste der schönsten Filme für Kinder jeden Alters kommt. […] Ob sechs oder sechzig Jahre alt, dieses erstaunlich einfühlsame und zugleich herzzerreißend hoffnungsvolle Filmgedicht berührt das Herz , erweitert den Geist und erfreut die Seele, selbst wenn einem die Tränen über die Wangen kullern.” Zum Trailer

Samstag, 11.5. | 20:30 Uhr
Sonntag, 12.5. | 18:00 Uhr
PORTRAIT DE LA JEUNE FILLE EN FEU
Filmreihe LICHTSPIEL – Hommage Céline Sciamma

Frankreich 2019. R: Céline Sciamma. D: Adèle Haenel, Noémie Merlant, Luàna Bajrami, Valeria Golino. 122 Min. DCP. Französisch mit deutschen Untertiteln

Ende des 18. Jahrhunderts erhält eine Malerin (Noémie Merlant) auf einer bretonischen Insel den Auftrag, eine junge Frau (Céline Sciammas Ex-Lebensgefährtin Adèle Haenel) für ihren zukünftigen Ehemann zu porträtieren. Nach zögerlichem Kennenlernen kommen sich die beiden Frauen näher und erleben im Schutz des Arbeitsverhältnisses eine ebenso intensive wie vergängliche Liebe. Das mehrfach preisgekrönte lesbische Historiendrama eröffnet in exquisit fotografierten Bildern und mit beeindruckenden Darstellerinnen eine dezidiert weibliche Perspektive auf gesellschaftliche Zwänge. – Ein kraftvolles und aktuelles gesellschaftspolitisches Statement, das auf internationalen Festivals und im Kino von Kritik und Publikum gefeiert wurde und einen Platz in den ewigen Top 10 der besten Lesbenfilme sicher hat. Zum Trailer

Freitag, 17.5. | 20:30 Uhr
Sonntag, 19.5. | 18:00 Uhr
GIRLHOOD – BANDE DE FILLES
Filmreihe LICHTSPIEL – Hommage Céline Sciamma

Frankreich 2014. R: Céline Sciamma. D: Karidja Touré, Assa Sylla, Lindsay Karamoh, Marietou Touré. 112 Min. DCP. Französisch mit deutschen Untertiteln

Marieme, auch Vic genannt, lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter und ihren drei Geschwistern in einem Vorort von Paris. Den ständigen Schikanen ihres chauvinistischen Bruders und dem Leistungsdruck in der Schule überdrüssig, lernt sie eine Clique von drei etwas älteren Mädchen kennen, die es verbal und körperlich mit den Jungs aus der Nachbarschaft aufnehmen können. Im letzten Teil ihrer Coming-of-Age-Trilogie erzählt Céline Sciamma mitreißend und einfühlsam von der weiblichen Identitätssuche junger Schwarzer Frauen, in der die gängigen Muster des sexuellen Erwachsenwerdens und der impliziten Heteronormativität in Frage gestellt werden. Wie alle Arbeiten von Sciamma ein absolut sehenswerter Film, in dem Rihannas “Diamonds” in einer zentralen Sequenz in nahezu voller Länge zu hören ist und wohl nie schöner inszeniert wurde. Zum Trailer

Mittwoch, 15.5. | 18:00 Uhr
Samstag, 18.5 | 20:30 Uhr
TOMBOY
Filmreihe LICHTSPIEL – Hommage Céline Sciamma

Frankreich 2011. R: Céline Sciamma. D: Zoé Héran, Sophie Cattani, Mathieu Demy. 84 Min. DCP. Französisch mit deutschen Untertiteln

Die zehnjährige Laure sieht nicht wie ein Mädchen aus und möchte am liebsten auch keines sein. Als sie in den Sommerferien mit ihrer Familie in eine Vorortsiedlung zieht, nutzt sie die Gelegenheit zum Identitätswechsel: Sie stellt sich ihren neuen Klassenkameraden als Michael vor und ist bald in eine Clique von Jungs integriert. Erst als sich ein Mädchen aus seiner Klasse in Michael/Laure verliebt, wird die Situation kompliziert. Mit großer Authentizität und Leichtigkeit erzählt Sciamma in TOMBOY von diesem besonderen Sommer im Leben eines Kindes, das anders sein möchte. Ihre feinfühlige Charakterstudie – die die Regisseurin innerhalb von jeweils drei Wochen schrieb, besetzte und in nur 20 Tagen drehte – gewann bei der Berlinale 2011 den queeren Teddy Jury Award und zahlreiche Preise auch auf anderen Festivals. Zum Trailer

Dienstag, 21.5. | 20:30 Uhr
NAISSANCE DES PIEUVRES – WATER LILIES
Filmreihe LICHTSPIEL – Hommage Céline Sciamma

Frankreich 2007. R: Célina Sciamma. D: Pauline Acquart, Louise Blachère, Adèle Haenel. 81 Min. 35mm. Französisch mit deutschen Untertiteln

Marie ist unbeholfen, verschlossen und lesbisch. Ihre einzige Freundin Anne ist ebenso unbeholfen, aber hetero. Die beiden Synchronschwimmerinnen sehnen sich nach ihrem ersten Kuss – Anne mit dem süßen Schwimmer François und Marie mit François’ unnahbarer Freundin Floriane, die einem mit einem Blick das Gefühl geben kann, die wichtigste Person auf der Welt zu sein… Mit Tiefgang geschrieben und mit viel Feingefühl von Pauline Acquart, Louise Blachère und vor allem Adèle Haenel gespielt, sagte Céline Sciamma über ihren preisgekrönten Debütfilm, der beim Filmfestival in Cannes Premiere feierte und danach auf 40 weiteren Festivals weltweit gezeigt wurde : “Watching the film I want the audience to embrace the journey of being a girl. Everyone in the room has to identify with a fifteen-year-old teenage girl. That’s why there are no adults in the movie, nor boys.” Zum Trailer

Freitag, 3.5. | 14:30 Uhr
Sonntag, 5.5. | 15:00 Uhr
MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI
Filmreihe Kinderkino

Schweiz/Frankreich 2017. R: Claude Barras. Animationsfilm. 66 Min. Deutsche Fassung. Empfohlen ab 9 Jahren

Der neunjährige Icare, der Zucchini genannt werden möchte, kommt nach dem Tod seiner alkoholkranken Mutter neu ins Heim,wo sich die Betreuer*innen liebevoll um ihn und die anderen Kinder mit ähnlichen Schicksalen kümmern. Als die zehnjährige Camille dazukommt, verliebt sich Zucchini sofort in sie und will gemeinsam mit den anderen verhindern, dass Camille zu ihrer lieblosen Tante zurück muss, bei der sie seit dem Tod ihrer Eltern lebt. Und dann ist da noch der sympathische Polizist Raymond, der sich Zucchinis Fall annimmt. Das Drehbuch zu dem tiefsinnigen Oscar®- und Golden Globe- nominierten Stop-Motion-Film stammt von Céline Sciamma. Zum Trailer

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Publikation
Encounter RWF. Fassbinder Archiv Vermitteln.

Herausgeber:innen: Alejandro Bachmann, Niels Deimel, Christine Kopf,  Verlag: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V., 2024

Wie begegnen junge Menschen den Filmen Rainer Werner Fassbinders? Und welche Rolle können neben den Filmen selbst Objekte einer Sammlung oder eines Archivs dabei spielen? Im Projekt Encounter RWF des DFF haben sich Vermittler:innen in fünf europäischen Städten dieser Frage gewidmet, Formate zur Beschäftigung mit Werk und Nachlass des Regisseurs entwickelt und mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchgeführt. Die Publikation versammelt Einblicke in die einzelnen Projekte, enthält künstlerische Auseinandersetzungen mit Fassbinder, seinem Werk und dem Archiv sowie wissenschaftliche Reflexionen zu den Fragen des Projekts. Jan Künemund beispielsweise untersucht Fassbinders Verhältnis zu queerpolitischen Anliegen und Bewegungen, identifiziert Leerstellen und Dissonanzen in der bisherigen Betrachtung von Fassbinders Werk und präsentiert neue Interpretationen.

Dauerhaft online

Filmgespräch
Karola Gramann und Heide Schlüpmann über MÄDCHEN IN UNIFORM (1931)
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Der Klassiker des frühen deutschen Tonfilms, der heute als lesbischer Kultfilm gilt, wartet mit einem rein weiblichen Cast und zwei Frauen in Schlüsselpositionen auf: Das Drehbuch schrieb Christa Winsloe, Regie führte Leontine Sagan. Im Anschluss an die Filmvorführung sprachen die Filmwissenschaftlerinnen Karola Gramann und Heide Schlüpmann über die Rezeptionsgeschichte, über die Bedeutung des Films für sie persönlich und über ein Interview, das sie Anfang der 80er Jahre mit der Hauptdarstellerin Hertha Thiele geführt haben. Mehr…

Podcast
Das Homosexuellen-Melodram ANDERS ALS DIE ANDERN
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Richard Oswalds ANDERS ALS DIE ANDERN (DE 1919) war der erste Film, der Homosexualität und den Schwulenparagraphen 175 zum Thema machte. Der Filmwissenschaftler Wolfgang Theis schildert im Podcastgespräch mit Frauke Haß, dass der Aufklärungsfilm mit Conrad Veidt in der Hauptrolle zwar ein Kassenschlager, aber ebenso auch homophoben Angriffen ausgesetzt war. Mehr…

Podcast
Queere Mutterschaft
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Im Podcastgespräch mit der Berliner Künstlerin annette hollywood geht es u.a. um die Frage, warum lesbische Mütter in der Geschichtsschreibung kaum auftauchen und wenn, dann meistens in Kriminalakten. Außerdem stellt annette hollywood das Videoprojekt ihrer Spurensuche zu queerer Mutterschaft, anderkawer, vor, von dem ein Video auch im Foyer der Ausstellung WEIMAR WEIBLICH zu sehen ist.. Mehr…

Filmvortrag
2001: A QUEER FUTURE
Int. Kubrick-Symposium 2018

2001 kubrick

Wird die Zukunft gender-fluid, also vom unspezifischen, wechselnden Geschlecht, geprägt sein? In diesem Vortrag von 2018 stellte Kulturhistoriker Dominic Janes heraus, dass Kubricks 2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM auch als queere Odyssee gelesen werden kann. Mehr…

RHIZOM Filmgeschichte
QUEER CINEMA
Themenpfad

Die Plattform RHIZOM FILMGESCHICHTE befasst sich mit Filmanfängen. Im Themenpfad QUEER CINEMA – Counter-Narratives und filmische Experimente schreibt Karin Michalski über ein explizit politisches Phänomen, das sich nicht an festumrissenen Identitäten orientiert, sondern viel mehr normative gesellschaftliche Identitätskonzepte unterläuft, verwirrt, und erweitert. Mehr…

Online-Talk
OUTING IN DER FAMILIE
Prägende Filme und Kino

Anlässlich der queeren Aktionstage 2022 sprach Olaf Wehowski (LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans, DFF) mit Ioannis Karathanasis (Verband binationaler Familien und Partnerschaften) und Josefine Liebig (Bündnis Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt) über Filme zum Thema Outing in der Familie. Mehr…